Berliner Stage-Musicaltheater stellt Betrieb ein
"Hinterm Horizont" ist Schluss
Wenn Ende August der letzte Vorhang für "Hinterm Horizont" fällt, ist Schluss mit Musicals am Potsdamer Platz: Die Stage Entertainment GmbH stellt den Spielbetrieb in dem Theater ein, 150 Mitarbeiter müssen sich wohl neue Jobs suchen. Die Berlinale, die in dem Saal ihre Wettbewerbs-Premieren zeigt, ist vorerst nicht betroffen.
Die Stage Entertainment GmbH stellt den Betrieb des Musicaltheaters am Potsdamer Platz in Berlin ein. Das bestätigte Unternehmenssprecher Stephan Jaekel am Mittwoch dem rbb. Zunächst hatte die "B.Z." darüber berichtet.
Jaekel sprach von "sehr traurigen Nachrichten". Mit dem Auslaufen des Musicals "Hinterm Horizont" Ende August werde der Spielbetrieb eingestellt, etwa 100 festangestellte Mitarbeiter würden dann keine Arbeit mehr haben. Man bemühe sich um sozialverträgliche Lösungen. Die Verträge von weiteren rund 50 Mitarbeitern der aktuellen Produktion laufen laut Jaekel ohnehin Ende August aus.
"Hinterm Horizont" schreibt Verluste
Zur Begründung für das Aus sagte Jaekel, "Hinterm Horizont" sei im vergangenen Jahr in der Publikumsgunst deutlich zurückgefallen: "Wir machen laufende Verluste." Er betonte, das Udo-Lindenberg-Musical habe mit fünf Jahren eine ungewöhnlich lange Laufzeit gehabt - normalerweise würden Musicals zwei bis drei Jahre gespielt.
Zudem sei kein Stück in Aussicht, das "Hinterm Horizont" mit der Aussicht auf einen wirtschaftlichen Erfolg ablösen könnte. Da die Stage Entertainment ein kommerzielles Unternehmen sei und nicht subventioniert werde, müsse man wirtschaftlich denken.
Berlinale in den nächsten Jahren nicht betroffen
Der Mietvertrag für das Theater am Potsdamer Platz läuft noch bis 2022. Man werde nun nach anderen Nutzungsmöglichkeiten suchen, sagte Jaekel.
Das Haus ist zugleich zentraler Veranstaltungsort der Berliner Filmfestspiele. Berlinale-Sprecherin Frauke Greiner teilte rbb online mit, man habe einen mehrjährigen Mietvertrag für die Nutzung des Theaters abgeschlossen. Die Festivalleitung gehe davon aus, dass dieser Vertrag erfüllt wird und die Premieren des Wettbewerbs auch in den kommenden Jahren im Berlinale Palast stattfinden werden.
Experte: Berlin ein schwieriger Markt
Der Leiter des Studiengangs Musical an der Berliner Universität der Künste, Prof. Peter Lund, sagte im rbb, der Berliner Markt gelte für Musicals als undankbar, weil es ein riesiges anderes Kulturangebot gebe. Zudem habe Stage es wohl versäumt, ein weiteres Erfolgsmodell zu konzeptionieren.
Lund sieht eine kreative Krise im Musicalbereich: Auch der US-Markt biete momentan nicht viel Neues, am Broadway sei man extrem vorsichtig geworden.
Stage gehört mehrheitlich einem Finanzinvestor
Die in Hamburg ansässige Stage Entertainment GmbH betreibt mehrere Theater in Deutschland und produziert verschiedene Shows und Musicals. In Berlin betreibt Stage noch die Show der "Blue Man Group" ebenfalls am Potsdamer Platz und das Theater des Westens in der Charlottenburger Kantstraße.
Die Muttergesellschaft sitzt in Amsterdam und betreibt nach eigenen Angaben 20 Theater in Europa. Sie erwirtschaftet demnach mit zehn Millionen Besuchern pro Jahr in acht Ländern einen Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro.
2015 hatte der Finanzinvestor CVC Capital 60 Prozent der niederländischen Stage Entertainment vom Gründer Joop van den Ende erworben. Laut "B.Z." überprüfte CVC danach alle Standorte auf Rentabilität.
Quelle: rbb, 20.01.16