Blue Flower

Udo Lindenberg im ausverkauften Gerry-Weber-Stadion

Halle. Der Mann ist alt geworden, verdammt alt. Seine Musik ist gut geblieben, verdammt gut. 8.300 Menschen feiern den Altmeister der deutschen Rockmusik.


Hinreißend sein Flirt mit seinen mehrfach erschienen Doubles, manches scheinbar echter als das Original. Udo Lindenberg präsentiert sich als ruhender Pol in einer zweieinhalbstündigen Bühnenshow mit Nebel, Lichteffekten und Artisten. Das Panikorchester agiert fernab aller Panik. Die intimen Balladen, etwa "Was hat die Zeit mit uns gemacht" im Duett mit Nathalie Dorra, bewegt die Menschen. Die klassischen Rocknummern wie "Höllenfahrt" fahren in die Glieder. "Straßenfieber" heizt ein und könnte die deutsche Antwort auf "Street fighting man" von den Stones sein.
Wenn er ins Mikro nuschelt, dass "die Nazis sich verpissen" mögen, finden das die 8.300 in Ordnung, und das ist gut so. "Alte Männer sind gefährlich", singt er in "Der Greis ist heiß" und spricht damit den älteren Semestern aus der Seele, zumindest dessen männlichen Teil.

Das Schreiben von Liebesliedern macht ihm so schnell keiner nach. "Hinterm Horizont geht’s weiter" – ein unter die Haut gehendes Duett mit Josephin Busch.

Am Ende entschwebt er in einem Luftschiff. Feuersäulen schießen blendend empor, die Hitze ist bis weit nach oben zu spüren. Es sprühen Funken, ein gewaltiger Knall. Auf der Projektionsfläche das glühende Gerippe eines Zeppelins. Bei Udo Lindenberg muss man immer damit rechnen, dass die Geschichte einen einholt.

Quelle: NW, 25.03.12