Blue Flower

Udo und wie er die Welt sieht

Galerie Ostendorff zeigt Lindenbergs grellbunte Bilderwelten / Vernissage mit Imitator

 

Udo Lindenberg, das ist Kult und das ist ein Lebensgefühl, das mit einem Satz alles sagt: „Mach Dein Ding!“ Und genau das macht dieser Lindenberg, egal ob er singt oder den Pinsel schwingt. Des Rockers „Panische Malerei“ erzielt seit Jahren Höchstpreise, die seine Liebhaber gern zu zahlen bereit sind. Zwischen 3 000 und 30 000 Euro liegen die Preise des Meisters grotesk-ironischer Karikaturen, so Galeristin Eva Ostendorff, die in ihren Räumen in der Augustinerstraße bis 12. September eine Werkschau Lindenbergscher Bildwelten präsentiert.

 

Der Meister malt, was er singt

 

Lindenbergs schnoddrige Art, alltägliche Geschichten zu erzählen, sein nuanciertes Sprachgefühl, sein Wortwitz, der gekonnt bundesdeutschen Zeitgeist auf den Punkt bringt, seine flotten Sprüche, für die er einst gar das Urheberrecht beansprucht hat, finden sich wieder in den grellbunten Bildwelten des Fünfundsechzigjährigen, die er längst mit Künstlerfarben auf Papier und Leinwand bringt - der Likör so scheint es, hat seine Blütezeit als malerisches Mittel hinter sich, der trinkt sich ja auch besser.

 

Wird der Meister in seinen späten Jahren doch noch zum ernsthaften Maler? Keine Panik auf der Titanic, allzu verkniffen Ernsthaftes liegt ihm nicht, dazu ist Lindenberg dann doch zu sehr Karikaturist. Ironie und Spaß müssen sein, und den verbreiten seine immer gleich aussehenden Protagonisten, 2010 sogar auf Briefmarken der Deutschen Post.

 

Lindenberg malt, was er singt, live zu hören ist er nicht bei der Vernissage, dafür ein singendes Double des Meisters, aber schließlich spielt ja Udo Lindenbergs Kunst die Hauptrolle. Die zeigt, ob die Andrea Doria oder den Sonderzug nach Pankow, was dem Panikorchester recht ist, ist es der Lindenbergschen Kunst auch. Diese zitiert in großen und kleinen Formaten Udo und wie er die Welt sieht, und was da los ist zwischen Tag und Traum, zwischen Männern und Frauen, Politik und Volk dreht sich stets und konsequent um den Meister selbst, der Bild für Bild, ausstaffiert mit Hut, schwarzem Anzug und Sonnenbrille, das erhobene Glas in der einen, die Zigarettenkippe in der anderen Hand des Betrachters Auge besticht. Um ihn herum „entsteht ein Linienornament, eine Langnasenwelt, eine Hutromantik“, wie es Prof. Markus Lüpertz einmal formulierte.

 

Das ist gekonnte ironische Selbstinszenierung, da ist einer sein eigenes Universum, um das sich alles dreht. Neben satirischer Gesellschaftskritik sind Weingeist, pralle Weiblichkeit und jede Menge flotte Sprüche die Ingredienzien dieser Karikaturen. So kennen und lieben ihn die Fans. Sänger, Texter oder Maler, alles ist einer - Udo eben, und für den gilt: „Das Leben ist bunt und hinterm Horizont geht’s weiter!“

Quelle: Wiesbadener Kurier, 06.09.11