Blue Flower

Auftritt unter Pseudonym:

Vor 50 Jahren gab Udo Lindenberg im Kornhaus in Waldshut ein Konzert

 

Vor 50 Jahren hieß Udo noch Junior Adams und spielte Schlagzeug. Im Alter von 16 Jahren trat er in Waldshut unter dem Künstlernamen „Junior Adams“ als Schlagzeuger und Band-Leader auf.

 

Nein, in Waldshut ist Udo Lindenberg noch nie aufgetreten: Diese Behauptung würde wohl jeder hier in der Provinz lebende Fan deutschsprachiger Rockmusik blind unterschreiben. Dabei stimmt sie nicht: Udo Lindenberg ist in Waldshut aufgetreten. Was sich jedoch erst im Nachhinein dem offenbart, der zufällig in 50 Jahre alten Waldshuter Zeitungsausgaben blättert und so ganz nebenbei über den Namen Udo Lindenberg stolpert.

 

Die „Jazzopaters“ mit Schlagzeuger Udo Lindenberg (Zweiter von rechts) bei ihrem Konzert am 28. Januar 1963 im Kornhaussaal in Waldshut.  Bild: Archiv

 

 

Und das auch nur, weil der Name des Musikers in einem Leserbrief erwähnt wurde, die Reaktion auf eine am 2. Februar 1963 im Alb-Bote abgedruckte Kritik an einem Jazz-Konzert am 28. Januar im Kornhaussaal. Bei dem Udo Lindenberg im Alter von 16 Jahren unter dem Künstlernamen „Junior Adams“ als Schlagzeuger und Band-Leader auftrat. „Was aus dem noch werden sollte, hat damals natürlich keiner ahnen können“, sagt Gerhard Ruch heute, seinerzeit Vorsitzender des Stadtjugendrings und Konzertveranstalter.

 

„Mit dem jungen Schlagzeuger Junior Adams haben die ,Jazzopaters‘ einen neuen Chef“, lautet der Text unter dem Foto, das den 16-jährigen Udo Lindenberg zeigt. Daneben der Artikel, mit dem der Alb-Bote das Jazz-Konzert (fast ausschließlich Dixieland) der holländischen Band ankündigte, die schon einmal, im November 1962, in Waldshut gastiert hatte. Der Name Lindenberg wurde nicht genannt, dagegen hieß es über den jungen Trommler: „Seit dem 1. Januar führt der Schlagzeuger Junior Adams das Regiment als Leiter; er hat damit vom ehemaligen Bandleader Cees Adams-Nijverdal Titel und Namen übereignet bekommen.“

 

Der alte Band-Chef war dauerhaft erkrankt und schon beim ersten Auftritt der „Mr. Adam's Jazzopaters“ in Waldshut nicht mehr dabei gewesen. Für ihn kam jetzt Junior Adams alias Udo Lindenberg in den Kornhaussaal und brachte gleich noch vier andere Ersatzleute mit – und als Stargast den schwarzen Jazztrompeter Nelson Williams (45). Der hatte unter anderem von 1949 bis 1951 im Orchester von Duke Ellington gespielt, wie der Vorbericht extra herausstellte. Das allein schon bot Gewähr für ein wie bereits im November ausverkauftes Haus.

 

Jazzkonzert-Kritiken schrieb damals der beim Alb-Bote als Sportredakteur tätige Dieter Beck (älterer Bruder des in Waldshut besser in Erinnerung stehenden Eberhard Beck), ein oft auftretender Hobby-Schlagzeuger. Irgendwas muss ihm über die Leber gelaufen sein, als er in seinem am 2. Februar erschienenen Artikel die Leistung der Band als „gewöhnlichen Feld-, Wald- und Wiesendixieland wie ihn jede bessere Schülerband spielt“ runterputzte. War er angesäuert, weil er in der für falsch gehaltenen Altersangabe für den jungen Schlagzeuger einen Reklamegag vermutete, ebenso wie beim Hinweis auf Nelson Williams als Musiker bei Duke Ellington?

 

Denn Beck grummelte böse: „Am Schlagzeug saß ein 23 Jahre alter Dilettant, der aus Reklamegründen als 16-Jähriger ausgegeben wurde, und der den ganzen Rhythmus verschleppte und von seinen Mitspielern mehrmals durch unmissverständliche Anleitungen im metrischen Gleichmaß gehalten werden musste.“ Und da Beck für die Mitwirkung von Nelson Williams im Ellington-Orchester keine Beweise in alten Besetzungslisten fand, vermutete er auch hier einen Reklametrick.

 

Beck lag mit beidem falsch, wie der damalige Stadtjugendring-Vorsitzende Gerhard Ruch in einem Leserbrief vom 11. Februar beweisen konnte. Und zum Schlagzeuger, der jetzt erstmals mit richtigem Namen genannt wurde, hieß es da: „Der Schlagzeuger Udo Lindenberg (genannt auch Junior Adams) ist am 17. Mai 1946 in Gronau an der holländischen Grenze geboren und kann somit keine 23 Jahre alt sein.“

 

Quelle: Waldshut-Tiengen, 14.02.13