Lindenberg-Fans wollen ihr Idol unsterblich machen
Gronau -
Die kleinen Udo-Replikate sind schon geliefert worden, kniehoch ungefähr, alle mit Hut und in limitierter Auflage. Auf die XXL-Ausgabe warten sie in Gronau „quasi jeden Tag“. Und die ist ein richtig dickes Ding.
Dass ihr Idol ein Denkmal verdient hat, ist für Morlock und sechs weitere Lindenberg-verrückte Mitstreiter vom „Syndikat L“ so sicher wie das Amen in der Kirche. „Beethoven und Mozart haben schließlich auch eins.“ Also machten sich die panikrockinfizierten Gronauer, von denen einige zum Spaß schon mal selbst in die Udo-Rolle schlüpfen, vor fünf Jahren daran, ihrer Idee Leben einzuhauchen. In Hamburg trafen sie den Meister genau da, wo er der Legende nach einen Großteil seiner Nächte verbringt – „in der Raucherlounge des Atlantic-Hotels“. Lindenberg nahm sich stundenlang Zeit, mit ihnen über Gronau, Gott und die Welt zu plaudern. Von der Denkmal-Vision allerdings hielt er wenig.
„Es kommen so viele Freunde und Fans – da kann er doch eigentlich nicht anders.“
Morlock und Freunde blieben hartnäckig, trafen ihren Star mehrfach auf „Rockliner“-Kreuzfahrten, bei denen er Konzerte auf hoher See gab, und hatten ihn irgendwann davon überzeugt, dass nicht nur große Meister der Klassik, sondern auch Panikrocker in Bronze ein gutes Bild abgeben würden. Jetzt träumen sie sogar davon, dass er am 16. Mai seinen Drei-Meter-Zwilling persönlich enthüllen wird – am Vortag seines 69. Geburtstags. „Die Hotelzimmer haben wir vorsichtshalber schon reserviert“, sagt Morlock. „Es kommen so viele Freunde und Fans – da kann er doch eigentlich nicht anders.“
Insgesamt rechnet das „Syndikat L“, das das Mammut-Projekt privat initiiert und mit Spenden finanziert hat, mit bis zu 4 000 Menschen. Gefeiert werden soll bis Mitternacht – unter anderem mit Live-Musik vom „Vize Udo“, einem Lindenberg-Double. Zudem sind „die Ministerpräsidentin und der Innenminister“, Udos Schwester Inge und Panikorchester-Bassist Steffi Stephan eingeladen. Der wird die Laudatio auf seinen alten Kumpel halten. „Wenn einer meiner Freunde ein Denkmal verdient hat, dann ist das Udo“, sagt Stephan. Ihm sei die Würdigung seines langjährigen Weggefährten eine Ehre – „aus Respekt vor Udo und aufgrund meiner persönlichen Beziehung zu Gronau“. In Gronau nämlich wurde Stephans Sohn Marvin geboren. Mutter ist Lindenbergs Schwester Inge.
Aufgestellt wird das Lindenberg-Denkmal auf einem Kreisverkehr an der alten Bundesstraße 54. Der Ort hat symbolische Bedeutung: Direkt in der Nachbarschaft startete Klein-Udo mit elf Jahren seine ersten professionellen Trommelversuche in der Old Time Jazzband, hier hielt er später auch „den Daumen in den Wind“, um die große Welt zu entdecken. Die Straße sei das Beste an Gronau, hat er einmal gesagt, „denn sie führt aus dem Kaff heraus“. Einige nehmen ihm das bis heute übel, obwohl Lindenberg mit seiner Heimat längst Frieden geschlossen hat.
Und bald soll überhaupt niemand mehr an ihm vorbeigucken können. Inklusive Sockel wird der Bronze-Udo vier Meter über der alten B 54 thronen. Wer es lieber eine Nummer kleiner hätte, ist bei Antiquitätenhändler und „Syndikat L“-Mitglied Heiko Packmor richtig aufgehoben: Der hat parallel zum XXL-Udo auch jeweils 500 kleine herstellen lassen, 40 und 63 Zentimeter groß und natürlich mit Hut. „So haben die Fans ab dem 16. Mai auch ‘was zum Mitnehmen.“
Quelle: Westfälische Nachrichten, 20.03.15