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Udo Lindenberg wird Ehrenbürger

Gronau -

Udo Lindenberg wird neuer Ehrenbürger der Stadt Gronau. Dies beschloss der Rat der Stadt Gronau am Mittwoch einstimmig in nichtöffentlicher Sitzung. Vorausgegangen war ein gemeinschaftlicher Antrag der CDU, SPD, UWG, FDP, UWG, GAL und Die Linke an Bürgermeisterin Sonja Jürgens. „Durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechts sollen das Lebenswerk von Udo Lindenberg sowie seine besonderen Verdienste um und sein persönliches Engagement für die Stadt Gronau anlässlich seines 70. Geburtstages besondere Anerkennung finden“, heißt es im Antrag.

Udo Lindenberg wurde am 17. Mai 1946 in Gronau geboren und wuchs in der Gartenstraße 3 auf. Begonnen hat er seine wohl einzigartige Musikkarriere zunächst als Schlagzeuger. Im Schützenhof an der Ochtruper Straße – unweit seines Elternhauses – saß er zum ersten Mal am Schlagzeug, nachdem zuvor Kanister und Blechtonnen als Instrument herhalten mussten. Später spielte er unter anderem für die Band von Klaus Doldinger, ehe er als Sänger mit seinen deutschen Texten einen mutigen und revolutionären Schritt wagte und der deutschen Rockmusik zum Durchbruch verhalf.

 

Neben seinen musikalischen Erfolgen stellten die Fraktionen in der Sitzung am Mittwoch auch das politische Engagement Lindenbergs heraus. So setzte sich Lindenberg stark für den Frieden zwischen Ost und West, die Deutsche Wiedervereinigung und im Kampf gegen Rechts ein und bezog stets deutlich Stellung gegen Neonazis und Fremdenhass. Das Thema Ost-West wird auch im Musical „Hinterm Horizont“ behandelt, in dem mit Lindenbergs Liedern die Liebesgeschichte vom „Mädchen aus Ostberlin“ erzählt wird. Das Musical in Berlin sahen mittlerweile über zwei Millionen Menschen. Für seine Bemühungen um die Verständigung zwischen Ost und West erhielt Lindenberg 1989 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

1985 gab Udo Lindenberg ein Konzert in Gronau. Zum 75-jährigen Bestehen des Schwimmvereins Gronau, bei dem Lindenberg Ehrenmitglied ist, spielte er in der Halle des Textilbüros Buss und gab damit gleichzeitig den Startschuss zu seiner erfolgreichen Tour „Sündenknall“. 1989 wurde Lindenberg mit dem Kulturpreis der Stadt Gronau ausgezeichnet und gab zu diesem Anlass ein weiteres Konzert. Die Geldprämie, die er mit dem Kulturpreis bekam, stockte die „Gronauer Nachtigall“ großzügig auf und stellte sie für die Einrichtung des Probenraumes der Musikinitiative Gronau (Mig ’90) in der Fridtjof-Nansen-Realschule zur Verfügung.

Das Rock’n’Popmuseum in Gronau, das Udo Lindenberg stets unterstützt und ideell begleitet hat, basiert auf seiner Grundidee. Durch seine Premium-Mitgliedschaft im Freundeskreis des Museums erfährt diese Unterstützung eine Fortsetzung. Beim Richtfest des Museums im Jahr 2003, der Einweihung des Museums sowie des Udo-Lindenberg-Platzes im Jahr 2004 war Lindenberg zu Gast in Gronau und sorgte so für bundesweite mediale Aufmerksamkeit für Gronau. Konzerte in der Bürgerhalle (2004) und im Rock’n’Popmuseum (2006) folgten. Auf eine Gage für seine Konzerte verzichtete Lindenberg.

Im Zusammenhang mit der Neukonzeptionierung des Rock’n’Popmuseums hat Lindenberg ebenfalls seine Unterstützung angeboten. Darüber hinaus stellt er immer wieder Exponate zur Verfügung. Zuletzt übergab er dem Museum sein Bühnenoutfit vom legendären Auftritt im Palast der Republik (1983).

Unvergessen ist vielen Gronauer Bürgern sicherlich auch noch Lindenbergs Auftritt im vergangenen Jahr, als es Tausende Besucher zur Enthüllung der Udo-Lindenberg-Statue an den Kreisverkehr an der Ochtruper Straße zog und er spontan einige Lieder sang. Das Ereignis stand bundesweit im Fokus der Medien. Lindenberg selbst bezeichnete die Statue als „Freiheitsstatue von Gronau“, die für Werte wie Weltoffenheit, Freiheit und Toleranz steht und Ablehnung von Ausländerfeindlichkeit und Rassismus symbolisiert. Für diese Werte steht auch die Fridtjof-Nansen-Realschule, die Lindenberg als Schüler besuchte und zu der er immer noch ein enges Verhältnis pflegt. So lud Lindenberg bereits mehrfach Schüler der Fridtjof-Nansen-Realschule zum Musical „Hinterm Horizont“ nach Berlin ein.

Starkes Engagement zeichnet Lindenberg auch auf sozialem Gebiet aus. Mit der Udo-Lindenberg-Stiftung unterstützt er seit nunmehr zehn Jahren humanitäre und soziale Projekte. Auch für Projekte in Gronau setzt sich Lindenberg immer wieder ein. Ob Spende für den Orgelbauverein oder die Bereitstellung von Gemälden zur Versteigerung für gute Zwecke. Sein Einsatz ist sehr vielschichtig. Da Udo Lindenberg sein Engagement selbst nie in die Öffentlichkeit trägt, haben die Fraktionen in ihrem Antrag bewusst darauf verzichtet, jegliches finanzielles Engagement aufzuführen.

Am Ende der Sitzung waren sich alle Fraktionen und alle Ratsmitglieder einig, dem Antrag zuzustimmen und Udo Lindenberg als Ehrenbürger der Stadt Gronau auszuzeichnen. Wann und in welchem Rahmen Udo Lindenberg die Urkunde aus den Händen von Bürgermeisterin Sonja Jürgens erhält, wird noch geklärt. Bürgermeisterin Jürgens informierte den neuen Ehrenbürger, der derzeit in Timmendorf für die neue Stadiontour probt, nach der Ratssitzung persönlich. „Ich habe Udo Lindenberg angerufen. Er war total überrascht und hat sich riesig gefreut“, so Jürgens, die dann auch gleich großen Dank und viele Grüße aus Timmendorf entgegennahm. „Ich soll allen Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt – oder wie Udo sagt allen ‚Gronauten‘ – viele Grüße ausrichten.“ Sie selbst freue sich, dass „Udo ein Kind unserer Stadt ist und bleibt“.

Quelle: Wetfälische Nachrichten, 21.04.16