Udo Lindenberg fordert von Helene Fischer Statement gegen Rechts
Seit Jahrzehnten verbindet Udo Lindenberg seine musikalische Tätigkeit mit politischem Engagement. Dass sich jüngere Musiker in der Hinsicht zurückhalten, missfällt dem 70-Jährigen. Eine Kollegin kritisierte er sogar direkt.
Im Dezember wird er als "Düsseldorfer des Jahres" geehrt. Aus diesem Anlass führte die "Rheinische Post" ein ausführliches Interview mit dem gebürtigen Gronauer Udo Lindenberg. Darin nahm der Sänger kein Blatt vor den Mund - und scheute auch vor Kollegenschelte nicht zurück. So sagte er auf die Frage, ob sich die heutige Pop-Generation politisch mehr engagieren müsste: "Mehr fände ich besser, wenn mehr Leute was machen, sich positionieren würden, auch aus der Schlagerecke. Wenn von Helene Fischer auch mal ein Statement käme gegen Rechtspopulismus." Viele Künstler äußerten sich aber aus Prinzip gar nicht und sähen sich als reine Entertainer, was Lindenberg kritisiert. Als positive Beispiele nennt er Herbert Grönemeyer, Bap, die Toten Hosen, Jan Delay oder Clueso. Künstler also, die - vielleicht mit Ausnahme der beiden Letztgenannten - seit Jahrzehnten dabei sind.
Politische Botschaften könnten nicht nur über Songs transportiert werden, die Künstler sollten Statements auf der Bühne und Ansagen nutzen, so Lindenberg. "Kann man machen, sollte man auch mehr machen, gerade in diesen besorgniserregenden Zeiten."
Udo Lindenberg hat Sinnkrisen
Er selbst habe aber auch Momente, wo er sein Engagement infrage stelle: "Manchmal frage ich mich schon, ob das auch genug bringt, zum Beispiel politisch. Können wir wirklich genug bewirken, von Dylan über Belafonte bis Rock gegen Rechts, als Sänger, als Öffentlichkeitsjongleure? Müssen wir mehr auf die Straße gehen?" Letztlich sei er mit dem bislang erreichten durchaus zufrieden. Sinnkrisen habe schließlich jeder mal, "Fußpilz und Sinnkrisen".
Der bekennende Sozialdemokrat hat sich im Laufe seiner langen Karriere für zahlreiche Projekte eingesetzt. So unterstützte er die Afrikahilfe und beteiligt sich immer wieder an Aktionen gegen den Neonazismus. 2000 gründete er "Rock gegen Rechte Gewalt". Mit der 2006 gegründeten Udo-Lindenberg-Stiftung fördert er humanitäre und soziale Projekte.
Quelle: stern.de, 01.11.16