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So lief der Festakt in Hamburg

Udo Lindenberg ist neuer Ehrenbürger von Hamburg. Die Bürgerschaft verlieh dem 76-Jährigen die höchste Auszeichnung der Hansestadt am Mittwochabend mit großer Mehrheit. Der Sänger und Musiker nahm sie sichtbar gerührt und bewegt entgegen.

Nachdem Udo Lindenberg zunächst vor dem Rathaus mit Passanten und Passantinnen Selfies gemacht hatte, sagte er beim Festakt im Großen Festsaal vor rund 350 geladenen Gästen - wie gewohnt ausgestattet mit Hut, Sonnenbrille und Nietengürtel -, er habe schon bei seinem ersten Hamburg-Besuch am 13. Dezember 1968 gewusst, dass er in die Hansestadt gehöre. Hamburg sei alles, was er immer gesucht habe: Weltoffenheit und reichlich korrekten Rock'n'Roll. Die Stadt sei sein persönliches Eldorado. "Dass diese geile knallbunte Musik- und Kulturstadt mich jetzt zu ihrem Ehren-Paniker macht, ist natürlich ein absoluter Hammer und eine Riesenehre."

 

"Danke, dass ich jetzt euer Ehren-Rock'n'Roller bin"

"Danke, dass ich jetzt euer Ehren-Rock'n'Roller bin", sagte Lindenberg, um dann mit dem Hamburger Schulchor Gospel Train sein Lied "Wozu sind Kriege da" zu singen. Auch Jan Delay und Johannes Oerding begleiteten den Festakt musikalisch.

Vorausgegangen war eine Bürgerschaftssitzung, in der fast alle Fraktionen für Lindenbergs Ernennung zum Ehrenbürger gestimmt hatten. Nur die AfD stimmte mehrheitlich dagegen.

Tschentscher: "Lindenberg ist Hanseat aus Überzeugung"

Neben seinen musikalischen Leistungen würdigte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Lindenbergs Bemühen um die innerdeutsche Verständigung und sein Engagement gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Diskriminierung. "Er ist Botschafter für Toleranz, Frieden und Freiheit. Mit anderen Worten: Udo Lindenberg ist Hanseat, nicht von Geburt, aber aus Überzeugung."

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) betonte: "Wir sind wahnsinnig stolz, dass er Hamburg zu seiner Heimat gemacht hat und zum Vorbild für viele Künstlerinnen und Künstler geworden ist." Hamburg trage seinen Namen und seinen Sound im Herzen, "für jetzt und immer", so Fegebank.

CDU-Fraktionschef Dennis Thering sagte, Lindenbergs Musik gehöre definitiv zur Geschichte der deutschen Wiedervereinigung. "Durch sein Wirken ist er Hamburg als Musiker und auch als grafischer Künstler, als Maler, seit Jahren verbunden."

Leben im Hotel in Hamburg

Lindenberg wurde am 17. Mai 1946 in Gronau in Nordrhein-Westfalen geboren. Seit Ende der 1960er-Jahre lebt er in Hamburg, seit den 1990er-Jahren in einer Suite im Hotel "Atlantic" an der Außenalster. Anfang der 1970er-Jahre hatte der Sänger die Rockmusik mit deutschen Texten revolutioniert - mit Straßenlyrik und Sprechgesang startete er eine einzigartige Karriere. Er schrieb Hunderte Songs, darunter Hits wie "Horizont", "Cello" oder "Sonderzug nach Pankow".

Ehrenbürgerschaft nun zum 37. Mal verliehen

Udo Lindenberg ist der 37. Ehrenbürger Hamburgs - und erst der zweite Musiker nach Johannes Brahms, dem diese Ehre zuteil wurde. Zu den weiteren Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürgern gehören Altkanzler Helmut Schmidt, Fußball-Legende Uwe Seeler, Schriftstellerin Kirsten Boie und Ballettintendant John Neumeier.

Quelle: ndr.de, 08.09.22