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Rock-Liner im Maritim

Travemünde 03.05.2010 | Lange ausverkauft war die erste öffentliche Probe für die neue Udo-Lindenberg-Show »Rock the Ocean« im Maritim Strandhotel Travemünde. Am Montagabend soll es eine weitere Probe geben, bevor der Panikrocker mit dem Kreuzfahrer »Mein Schiff«, das zum »Rockliner« wird, in See sticht.

Zurück in Hamburg wird Lindenberg dann am 8. Mai erwartet, pünktlich zum »Hafengeburtstag«, wo er mit dem Kreuzfahrtschiff einläuft.

Ganz nah dran: Udos Show begeistert Lübeck

Udo Lindenberg rockt: 2000 Fans der Generation „Ü 40“ feierten ihren Star, der erstmals für einen Auftritt nach Travemünde gekommen war.

Im Maritim Strandhotel ist die Aufregung deutlich zu spüren: Ein Rockkonzert – das erlebt man hier nicht alle Tage. Den ganzen Sonntag über haben Udo Lindenberg und sein Panik-Orchester geprobt, um 19 Uhr ist Abendessen angesagt, dann geht’s direkt auf die Bühne. Hoteldirektor Oliver Gut freut sich, „denn schließlich sind wir alle mit Udo aufgewachsen, die einen früher, die anderen später“. Der guten Zusammenarbeit beider Maritim-Häuser, namentlich mit seinem Timmendorfer Kollegen Jochen Stop, sei die Aktion zu verdanken.

Nur wenige Zuschauer sitzen oben auf der Galerie des großen Saals, die echten Udo-Fans stehen dichtgedrängt im Pulk vor der Bühne. Um 20.10 Uhr ist es so weit: Der 63-jährige Udo Lindenberg entsteigt im Astronauten-Anzug einer Raumkapsel, singt „Woddy Woddy Wodka“ von seinem jüngsten Album „Stark wie Zwei“.

„Ein geiler Empfang hier heute!“, lobt Udo das Publikum, von dem er weiß, „dass ihr abgeht wie die Zäpfchen“. Er kündigt „eine neue Ära der Seefahrt“ an, denn morgen sticht er, nach einer zweiten öffentlichen Generalprobe, mit dem Programm „Rockliner“ auf dem Kreuzfahrer „Mein Schiff“ in See. Nina Hagen wird dann ebenso dabei sein wie Jan Delay.

Das Publikum geht wirklich „ab wie die Zäpfchen“, und beim guten alten „Cello“ singt alles mit, ebenso wie beim neueren „Wenn du durchhängst“. Auch Udo hatte sich inzwischen warmgesungen, das Duett „Eigentlich bin ich irgendwie ganz anders“, in dem Nathalie Dorra aus Lübeck den Part von Jan Delay übernimmt, klingt richtig gut. Der ständige Wechsel zwischen Udo-Klassikern wie „Honky Tonky Show“ oder „Ich lieb’ dich überhaupt nicht mehr“ und neueren Songs wie „Was hat die Zeit mit uns gemacht“ und „Der Greis ist heiß“, lautem Rock und softeren Balladen, begeistert. Als er mit Vanessa Mason „Hinterm Horizont“ anstimmt, sich ins Publikum begibt und Fans abklatscht, herrscht eine anrührende Stimmung im Saal.

Nach eineinhalb Stunden ist Schluss, doch die Fans fordern „Zugabe!“ Die gibt’s dann auch, nochmal eine satte dreiviertel Stunde lang. Mit „Odyssee“, „Mädchen aus Ostberlin“, „Sonderzug nach Pankow“ und „Der Astronaut muss weiter“ zum Ende.

Über zwei Stunden hat der alte Udo durchgehalten und wirkt am Ende fast frischer als zu Beginn der Generalprobe. Der Saal leert sich, einzelne hartgesottene Fans bleiben noch, um vielleicht einen letzten Blick auf ihren Star zu erhaschen. Ein Typ in originalgetreuem Udo-Outfit gibt ein Interview, Hajo Müller (45) aus Hamburg, angetan mit Hut und enger, schwarzer Lederhose, ist noch immer ganz ergriffen. „Vor allem die Nähe zur Bühne war hier beeindruckend, das hat man nur noch ganz selten“. Andreas Fleming (44) ist eigens aus Chemnitz angereist, schon zu DDR-Zeiten hat er sich „auf Umwegen und über Verwandte im Westen“ alle Lindenberg-Alben besorgt. Jörg Erdmann (38) ist aus Thüringen angereist, „für Udo muss das sein“, sagt er.

Von Sabine Risch